Peißenberger Kletterer
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Irgendwann im Winter 2000/2001 kletterte Steffi's Jugendgruppe in unserer Halle. Ein Mädchen mit rotbraunlila Schnittlauchlocken fiel mir besonders auf. Was sie auch tat - ob sie kletterte, sicherte, oder anderen kurz mal eben das Seil sortierte - es wirkte souverän.
Und natürlich war Magdalena - so hieß das Mädchen - bald in meiner Kinderklettergruppe. Sie kletterte dort zunächst mit Andrea, kurze Zeit darauf folgten Sophia und später auch Yasmin und diese Viererbande war lange Zeit der Kern der Gruppe.
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Ein erstes highlight für Andrea, Magdalena und Sophia waren die Filmaufnahmen des Bayerischen Rundfunks für " Ein unvergeßliches Erlebnis bildete die Fahrt zum Hochwiesler in den Tannheimer Bergen im Mai 2002. Der Plan sah vor, daß Magdalena und Andrea mit der "Via Anita" eine alpine Kletterroute erstmals als selbständige Seilschaft durchsteigen. Wie aufgeregt war ich in dem Moment? Denn im Fall - den man ja gar nicht andenken durfte - würde alle Welt wie selbstverständlich wissen, daß es einfach Wahnsinn ist, Kinder, ganz auf sich gestellt, mit Seil und Haken in eine steile Felswand zu schicken. Das Erlebnis sind vordergründig diese drei, vier Stunden am Fels - die jedoch nie stattgefunden hätten ohne das Vertrauen und Vertrautheit gewinnen aus den vielen Monaten davor. Seillänge um Seillänge zeigte, daß beide die Routine der Halle im Alpinen umsetzen. Magdalena, zwar weniger erfahren, war einfach die Ältere und machte das durch mentale Stärke wett. Klettern, Sichern, aber auch das Achten darauf, keinen Stein auszulösen: es wirkte souverän und machte die letzten Seillängen zum puren Vergnügen. Was - der Kenner weiß Bescheid - durch die anschließende Abseilerei natürlich getoppt wurde. Andrea und Magdalena stutzten nach den ersten Metern und dann ging es - juhu - freihängend hinunter bis zum Bäumchen. Und zurück am Einstieg am liebsten nochmal hoch. Nicht des Kletterns, natürlich des Abseilens wegen. Doch von diesem Tag an galt: eine Route nur top-rope zu klettern war langweilig. Magdalena, Andrea und Yasmin entwickelten sich zu richtig starken Kletterinnen, drinnen und draußen. Im Folgejahr 2003 nahmen sie an den Bayerischen Meisterschaften teil. Daß Magdalena mit ihrem zweiten Platz am Ende sogar recht erfolgreich war - Nebensache. Steffi hatte wegen ihres Studiums die Jugendgruppe inzwischen aufgeben müssen. Magdalena wollte einen Schein zum Jugendleiter machen und die Gruppe neu ins Leben rufen. Andrea und Yasmin wollten sie unterstützen, natürlich. Und trainieren wollten sie, draußen klettern, alpine Routen natürlich, und, und, und... Aus all den Vorsätzen und Plänen dieser Heimfahrt wurde wenig. Andrea bekam zunehmend Probleme mit den Armen, Yasmin zog es nach Australien und Magdalena, die älteste von allen, machte Bekanntschaft mit der Welt der Hormone. Eine Bekanntschaft, die innerhalb von Wochen zuvor Wichtiges zur Nebensache macht. Wenige Monate später gab es keine Viererbande mehr. |
Magdalena, die älteste von allen, sie kehrte als erste zum Klettern zurück. Und Magdalena kam von da an regelmäßig, trat in den Hallendienst ein und als solches war es auch, daß ich sie zum letzten Mal gesehen habe...
Hans

Juli 2010:
Mittlerweile sind fast zwei Jahre seit dem Unfall vergangen, doch die Bilder sind immer noch vorhanden. Vielleicht nicht mehr in der Häufigkeit von damals, aber trotzdem immer wieder präsent. Zu den Bildern hat sich ein Lied eingebrannt: als Ausklang des Requiems wurde Eric Clapton's traurig-schönes "Tears in Heaven" gespielt, mit dem sich die Familie von ihrer Tochter, ihrer Schwester verabschiedete.
Du kannst das Lied hier abspielen. Aber erst mit Anclicksen dieses Textes lädst du das Originalvideo von Youtube anstelle des Bildes - samt aller datenschutzrechtlichen Fragezeichen |
Einige Tage nach Magdalenas Unglück waren wir in den Bergen unterwegs. Seinerzeit war es gerade zwei Wochen her, daß Andrea und ich unsere "Papi-Tochter-Route" erstbegangen hatten. "Jetzt müß' mer noch eine Route machen - für Magdalena". Andrea nickte nur wortlos, doch in dem Fall bedeutete das ein entschiedenes und unbedingtes "Ja, das machen wir".
Und der Name der Tour stand bereits fest, noch ehe wir uns um das wie und wo Gedanken gemacht hatten. "