häufige Unfallursachen
Google sei Dank
Die Unfälle können in verblüffend wenige, halbwegs gleich große Klassen eingeteilt werden:
- Unfälle beim Abseilen
- Klettern ohne Helm
- Sicherungsfehler und/oder Unkonzentriertheit
- sonstige Ursachen
Vielleicht vermißt hier jemand den Sturz als Unfallursache. Stimmt - würde ein Kletterer niemals stürzen, so würden sich sehr viel weniger Unfälle ereignen. Dieses Fehlen ist so zu lesen: beim Klettern verwenden wir ja Seil und Haken, um im Fall eines Sturzes einen Unfall zu verhindern und Verletzungen im glimpflichen Rahmen zu halten. Sehen wir vordergründig einen Sturz als Ursache, so fragen wir weiter: wieso erfolgte ein Sturz und wieso verlief er so gravierend, daß wir von einem "Kletterunfall" sprechen.
Ehrlich gesagt - ich glaube gar nicht, daß es zahlenmäßig wirklich so ist. Aber: wenn beim Abseilen ein Unfall geschieht, dann ist das in der Regel mit einem Sturz über große Höhen verbunden. Ein Sturz mit Bänderriß oder Schienbeinbruch wird ja eher selten einen Google-Treffer abgeben. Aber zwanzig, fünfzig, hundert Meter - über die Folgen muß man nicht groß sinnieren. Weil es zumeist
Wir nutzten den Tag für eine zweite Route - diesmal sportklettermäßig abgesichert. Zugleich meine erste alpine Route im 7ten Grad - der Urlaub war einfach genial. Am Ende der Route seilt man das Ganze wieder ab. Ich war eben dabei das Seil umzusortieren...
Da wundere ich mich, wieso meine Selbstsicherung so seltsam am Stand hängt: ja - weil sie nur am Stand, aber nicht an mir hängt!!! Ich war die ganze Zeit ungesichert am Hängestand. Ich hatte die Standplatzschlinge nicht direkt in den Gurt, sondern in den Anseilknoten geschlungen und anschließend mich ausgebunden...
Schnell den Fehler korrigiert, das Herzklopfen kurz noch abklingen lassen, runter. 120 Meter Freiflug - jetzt ja nicht nachdenken, was das bedeuted hätte. Ein bissl Sommerwärme, ein bissl Müdigkeit und jede Menge Endorphine: die beinah tödliche Mixtur…
Im Bild oben links sehen wir ein ähnliches Beispiel, eingerichtet anno 2009. Wir lassen dahingestellt, ob man heutzutage noch Abseilstellen mit Normalhaken, richtiger gesagt alten Rostraketen einrichten soll. Wir erkennen, daß der linke Haken direkt in Auszugsrichtung belastet wird. Zudem wurde anstelle eines Kräftedreiecks ein Ring geknotet, der die Haken zusätzlich mit einer Querbelastung streßt.
Dem Einrichter gehört, mit Verlaub gesagt, sein Bergführerpatent um die Ohren geschlagen. Und sich auf solchen Mist auch noch etwas einzubilden…
Aber dann dieses Bild. Leute! Seid ihr denn völlig wahnsinnig? Fünf Fehler in einem Bild - das muß man wirklich erst einmal bringen. Wieso gibt es eigentlich so wenig Unfälle beim Abseilen?
Zumindest dem Felsnovizen, der sein Sturzrisiko in einer Route schwer einzuschätzen vermag, möchte ich unbedingt raten, zumindest in der Anfangszeit kompromißlos mit Helm zu klettern. Vermutlich verhält es sich ähnlich wie beim Abseilen: weniger die Häufigkeit, sondern die Schwere der Folgen bringen Kopfverletzungen beim Klettern ohne Helm so hoch in die Trefferliste.
Wir waren gerade am Losklettern, da sahen wir unten an der Straße - ja iss das net der - äh - Dings? Er war es und kam den Weg zu uns hoch. Viele Jahre hatte ich den - äh - Dings schon nicht mehr gesehen. Wir legten das Seil zur Seite, stellten uns etwas bequemer hin und ratschten.
Wir standen jeder vielleicht zwei Meter von den anderen entfernt - da gab es ohne Vorwarnung einen dumpfen "Blobb". Wie ausgezirkelt schlug genau in unserer Mitte ein faustgroßer Stein aus ca. 50m Höhe ein.
Zefix! Natürlich - der gestreßte Kletterer. So abgeklettert kann eine Wand gar nicht sein, daß ein gestreßter Kletterer nicht doch noch irgendwo einen lockeren Stein findet. Ich hatte ihn genau deshalb die ganze Zeit schon argwöhnisch beobachtet.
Aber wegen des Dings hatten wir eine kurze Auszeit vom Klettern genommen. Doch wir hatten vergessen, uns ordnungsgemäß beim Klettern abzumelden. Unmißverständlich, aber doch noch einmal gnädig hat uns das Klettern daran erinnert, daß es so nicht geht…
Zur Ergänzung habe ich einige Artikel aus Berg und Steigen hier eingestellt, die sich schwerpunktmäßig mit Hallenklettern beschäftigen, aber sinngemäß allgemein für’s Klettern gelten.
Zu meiner Ehrenrettung wäre noch zu sagen: zur damaligen Zeit wurde zwar gelehrt Knoten zu machen, aber nicht, sie auch zu kontrollieren. Die Zeiten waren noch etwas anders und Klettern schon noch ein bissl heroisch :-))
Klar: das war ein typischer Anfängerfehler, es ist noch einmal gutgegangen, nix passiert. Aber meinen HMS-Knoten kontrollieren - das mach' ich auch heute noch jedesmal…
"Komm, wir klettern zusammen, ich klettere als erster, dann kannst du nochmal zusehen, ich kann dir auch den einen oder anderen Zug zeigen oder erklären - geht scho".
Gesagt getan. Die zweite Route war knifflig. Ich habe gesichert und bin in Gedanken Zug für Zug mitgeklettert. Bis ein umstehender Teilnehmer meinte: ja was machst denn da?
Vor mir lagen drei, vier ausgegebene Meter Seil. Ich bin nicht nur in Gedanken, sondern auch in Form von Handbewegungen mitgeklettert, als wollte ich sie mit dem Seil hochschieben. Fehler bemerkt, korrigiert und Barbara hat die Tour natürlich gepackt. Konzentriert ja - aber auf das falsche Ziel…
Ich kletterte dann diese blaue Tour. Weil in der Nachbarroute Uschi unterwegs war, wartete ich kurz, weil wir uns ansonsten in die Quere kämen. Bei Zeit dann losgeklettert, und Punktlandung: Sekunden nach Uschi clippte ich den Umlenker und wurde abgelassen. Doch vielleicht drei Meter über dem Boden fiel ich plötzlich und ohne Grund wie ein Stein auf den Boden. Da das ohne jede Vorwarnung geschah, konnte ich nicht mehr reagieren und kam zum Glück mit zwei kräftig geprellten Fersen davon.
xxx hatte mich gesichert, mich synchron zu Uschi abgelassen und als sie am Boden stand, das Bremsseil losgelassen. Für einen kurzen Moment war sein drittes Ich der Ansicht, daß er Uschi, nicht mich am Seil hat. Konzentriert ja - aber auf das falsche Ziel :-))
Hier eines meiner besten Kletterfotos: unter Freunden oder Bekannten habe ich des öfteren das Bild gezeigt um das Alter der jungen Frau schätzen zu lassen.
Zwischen "18" und "Anfang 30" lagen die Vorschläge. Weit gefehlt: wir sehen hier keine junge Frau, auch keine Jugendliche, wir sehen ein Kind.
"Volle Konzentration beim Klettern" kann in Worten nicht halb so prägnant ausgedrückt werden, wie durch dieses Foto. Volle Konzentration - genau das nimmt dem Gesichtsausdruck alle kindlichen Züge.
Es gibt keinen wirksameren Gegner von Flüchtigkeitsfehlern, Sicherungsfehlern als eben diese "volle Konzentration beim Klettern".
Ist man wie hier in Mehrseillängenrouten unterwegs, so ist man vor der häufigsten Form der Unkonzentriertheit weitgehend geschützt: der Schwatzhaftigkeit.
Sie bleibt Klettergärten und, noch schlimmer, den Kletterhallen vorbehalten!
Praktisch wäre eine Liste aller denkbaren und gemachten Einzelfehler, um sie dann selbst leichter zu vermeiden. Am ehesten findet man eine solche Aufzählung mit Pit Schuberts "Sicherheit in Fels und Eis" (martialische Bilder können einfach überblättert werden, nützlich sind sie eigentlich nicht).
Offenbar war ich die Felswand hinunter gestürzt. Der zweite Busch war auch die letzte Gelegenheit den Sturz aufzuhalten, denn es folgt eine steile, glatte Platte und dann geht es zwanzig Meter senkrecht hinunter. Kurz zu mir kommen, konzentrieren, die sieben, acht Meter hochklettern - und dann heim!
Was eigentlich geschehen ist, weiß ich bis heute nicht. Abgerutscht, ein Tritt ausgebrochen, oder oder oder. Eine "sonstige Ursache", glimpflich überstanden. Aber sauknapp war’s scho…
In der Halle waren mehrere Routen mit Toprope-Seilen ausgestattet, am Ende mit Achterknoten und Karabinern, die zusätzlich mit Kabelbindern in der Seilschlaufe fixiert waren. Ein unbekannter Benutzer hatte aus unerfindlichen Gründen die Karabiner aus der Befestigung herausgewuzelt, und sie anschließend wieder zurückgetan. Allerdings hat er sie nur durch die Kabelbinder gesteckt, nicht zurück in die Seilschlaufe.
Die Verunglückte hat diesen Unterschied nicht bemerkt, beim Ablassen rissen die Kabelbinder sofort...
Als sich der Hallenabend dem Ende zuneigte und alle gingen, erzählte ich Herbert beim Gehen zur Umkleide von dem Idiotentrio und daß man sie eigentlich mit einem Ochsenfiesel hinausprügeln hätte müssen...
Saudepperte Idioten, saudepperte? Stimmt: am Anfang hielten sie sich oben am Toprope-Seil auf. Ich redete nicht weiter, ließ Herbert stehen und rannte nach oben. Mir war der zuvor zitierte Unfall aus 2007 in den Sinn gekommen. Und ihr glaubt nicht, was ich vorfand: anstelle des lupenreinen Achterknotens, in dem zwei Augenkarabiner steckten, war nur ein Gebollere. Die Karabiner steckten in einer Schlaufe, doch der Gegenstrang war nur irgendwie in das Gebollere gesteckt und nur mit zwei Fingern, ohne Kraftaufwendung konnte die Schlaufe aufgezogen werden. Saudepperte Idioten, saudepperte.
Leck mich am Arsch, waren wir da knapp vor einer Katastrophe!
Meine aktuellen Exen sind irgendwie "komisch", auf keinem Bild ist ein Herstelldatum zu erkennen. Gut, sie sind alle erst letztes Jahr neu in Arco bei "Redpoint" gekauft. Aber komisch iss's scho...
Ich mache ein Foto und sende es noch in der Nacht an den Hersteller. Am nächsten Morgen finde ich eine mail von Peter Manhartsberger (AustriAlpin), der sinngemäß schreibt: "ich bin ja schon lange hier, aber dieses Produkt muß uralt sein, es ist mir völlig unbekannt". Ich solle die Schlingen sofort entsorgen.
Dummheit, Schlamperei, was weiß ich: Bergsportbusiness, die kaum bekannte alpine Gefahr.
(★)
Bei der Formulierung "vor Kurzem" sollte ich dazu sagen, daß diese Zusammenstellung in der ersten Version aus dem Jahr 2008 stammt :-)