mein Kind möchte vorsteigen - meine Nerven!
Clippen bei kleinen Kindern
Kleine Kinder, kleine Hände: hier kann dieser Vorgang eine richtige "Viecherei" bedeuten - wie das folgende Foto nahelegt :-))

Mit der unten beschriebenen Methode können Kinder das Clippen-mit-kleinen-Händen-Thema umschiffen. Als zusätzliches Material werden eine Bandschlinge (60 cm) und ein leichtgängiger Kletterkarabiner benötigt.

Wichtig: max. 5 cm hinter dem Karabiner einen Knoten (Sackstich) in die doppelt genommene Bandschlinge knüpfen (b).
Jetzt das Konstrukt am Klettergurt befestigen:

Dazu die Schlinge durch die Verbindungsschlaufe des Klettergurts fädeln (c), das andere Ende der Bandschlinge samt Karabiner durchstecken, wie durch die grauen Pfeile angedeuted.
Den so entstandenen "Ankerstich" (d) noch festziehen, sodaß die Bandschlinge straff an der Verbindungsschlaufe sitzt (e).
Karabiner samt Bandschlinge könnten nun in eine der Materialschlaufen eingehängt werden. Tatsächlich ist das oft kontraproduktiv: besser Schlinge und Karabiner einfach hinabhängen lassen. In der Anwendung erweist sich das als weit weniger unpraktisch, als es auf den ersten Blick aussieht.
Und schon kann das Klettern beginnen...
Als "an einer Zwischensicherung ankommen" bezeichnen wir eine Position, an der das Kind stabil steht und die erreichte Höhe ausreicht, Bandschlinge samt Karabiner in den Karabiner der Zwischensicherung einzuhängen.
Im Gegensatz zum "Seil-Clippen" ist dieses Einhängen mit nur einer Hand auch für kleine Hände einfach.
Hängt die Hilfsschlinge in der Zwischensicherung, kann sich das Kind als nächstes entspannt in die Bandschlinge setzen. Ab sofort hat es zwei Hände frei und kann jetzt problemlos:
⧫ die erforderliche Menge Seil hochziehen
⧫ das Seil in die Zwischensicherung einhängen
⧫ die Hilfsschlinge wieder aushängen
⧫ zur nächsten Zwischensicherung weiterklettern
⧫ und so weiter...
Über das wesentlich vereinfachte Seileinhängen hinaus bietet die vorgestellte Methode einen zweiten Vorteil:
beim normalen "Clippen" sind immer mehr als ein Meter Seil oberhalb der letzten Zwischensicherung ausgegeben. Stürzt der Kletterer in diesem Moment, so wird er - erwachsen oder Kind - in jedem Fall mehr als zwei Meter frei abstürzen, bis das Abfangen durch das Seil überhaupt erst einsetzen kann.
Hier ist es anders: "an einer Zwischensicherung angekommen" ist das Kind in der Regel 40...50 cm über dem letzten Sicherungspunkt. Die Verwendung der Hilfsschlinge reduziert als Nebeneffekt die Weiten denkbarer "worst-case-Stürze" drastisch.
Eine weitere Vereinfachung: vor dem Losklettern kann eine erwachsene Begleitperson kurz hochsteigen und das Seil in die erste Sicherung einhängen.

Diese Methode des Seileinhängens mit Hilfsschlinge stellt für Kinder einen "soft-Einstieg" in das Vorstiegsklettern dar.
Im Eifer des Gefechts kommt es bei Kindern wirklich häufig vor, daß das "Ankommen an der nächsten Zwischensicherung" übersehen und die Sicherung einfach ausgelassen wird.
Nein! Der Sicherungspartner sollte eine erwachsene Begleitperson sein und diese muß diesen Teil der Aufmerksamkeit übernehmen und ggf. rechtzeitig das Seileinhängen einfordern.
Die Entwicklungsstufe "Vorstiegsklettern" anzugehen ist erst dann sinnvoll, wenn das jeweilige Kindern im Top-Rope bereits eine respektable Bewegungsroutine erworben und bewiesen hat.
Ein letztes Detail: die gerade bei sehr kleinen Kindern weitverbreiteten Komplettgurte sind aufgrund ihres hohen Anseilpunktes in Brusthöhe sowohl für Vorstiegsklettern, als auch zur Verwendung der Hilfsschlinge sehr, sehr suboptimal. Nur ein normaler Hüftgurt ist das geeignete Material. Kinder, die sooo klein sind, daß ein Hüftgurt noch zu gefährlich ist, können sinnigerweise deshalb nicht vorsteigen.