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Der Wert des Alpinismus liegt im Erleben der Natur dort, wo sie sich aus Fels und Eis ihr großes Symbol schuf: den Berg. Der Kämpfer findet in der Vielheit der Berggefahren den Sieg. Der Betrachter die Harmonie der Formen und Farben. Der Müde die verklärte Ruhe. So sei dieses Buch ein Ruf für die Berge.

aus: Luis Trenker, "Meine Berge"


Für alle Herzensschäden, für Stadtfieber und jederlei andere Zwietracht in der eigenen Brust gibt es kein besseres Rezept als dieses: fort in die Einsamkeit, fort ins Gebirge, hinauf in ein stilles Tal.

aus: Walter Pause, "Segen der Berge"


Trotzdem bin ich bei meinem Umweg über die Berge viel weiter gekommen, als wenn ich den flachen Pfaden gefolgt wäre. Es ist egal, welchen Berg man besteigt, oben wird man immer weiter sehen.

aus: Reinhard Karl, "Erlebnis Berg, Zeit zum Atmen"


Du sollst dir Zeit lassen und nicht mit dem Minutenzeiger um die Wette laufen. Du sollst die Berge nicht durch Rekordsucht entweihen, Du sollst ihre Seele suchen.

aus: Luis Trenker, "Meine Berge"

Irgendwann war mir klar geworden, was Franz mit seinem Buchtitel 'Bergsteiger ohne Maske' sagen wollte. Daß die Menschen nach einem langen Marsch, nach einer schweren Tour, bei einem Glas Wein oder einer Flasche Bier plötzlich unverfälscht vor einem stehen. Daß, wenn jemand seinen Alltag vergißt, seine Sorgen für kurze Zeit in einer Wand zurückbleiben, daß dann sein wahres Inneres zum Vorschein kommt.

aus: Charly Wehrle, "Bergsteiger ohne Maske"



mein Kind möchte vorsteigen - meine Nerven!

Clippen bei kleinen Kindern

Hände "Clippen", das Einhängen des Seil in eine Zwischen­sicherung ist mit der Schwierigkeit verknüpft, daß nur eine freie Hand zur Verfügung steht. Die andere ist ja mit "Festhalten" beschäftigt. Für Erwachsene stellt das kein nennenswertes Problem dar, sofern sie über halb­wegs taugliche Grundroutine verfügen.

Kleine Kinder, kleine Hände: hier kann dieser Vorgang eine richtige "Viecherei" bedeuten - wie die Abb. links es nahelegt :-))
beim Clippen wichtig: das Größenverhältnis Hand/Karabiner

Die hier beschriebene Methode ermöglicht Kindern, das Clippen-mit-kleinen-Händen-Thema umschiffen. Als zusätzliches Material werden eine Bandschlinge (60 cm) und ein leichtgängiger Kletterkarabiner benötigt.


          So gehts...


Den Karabiner in die Bandschlinge hängen und mit einem Fixiergummi oder wie hier mit zwei, drei Haushalts­gummiringen an der Schlinge fixieren (a). Wichtig ist, maximal 5 cm hinter dem Karabiner einen Knoten (Sackstich) in die doppelt genommene Bandschlinge knüpfen (b).

...

Jetzt das Konstrukt am Klettergurt befestigen: das freie Ende der Schlinge durch die Verbindungsschlaufe des Klettergurts fädeln (c). Das andere Ende der Bandschlinge samt Karabiner durchstecken, wie durch die grauen Pfeile angedeuted. Den so entstandenen "Ankerstich" (d) noch festziehen, sodaß die Bandschlinge straff an der Verbindungsschlaufe sitzt (e).

Karabiner samt Bandschlinge könnten nun in eine der Materialschlaufen eingehängt werden. Tatsächlich ist das oft kontraproduktiv: besser Schlinge und Karabiner einfach hinabhängen lassen. In der Anwendung erweist sich das als weit weniger unpraktisch, als es auf den ersten Blick aussieht. Und schon kann das Klettern beginnen...


          und so läuft es ab...


Als "an einer Zwischensicherung ankommen" bezeichnen wir eine Position, an der das Kind stabil steht und die erreichte Höhe ausreicht, Bandschlinge samt Karabiner in den Karabiner der Zwischensicherung einzuhängen.

Im Gegensatz zum "Seil-Clippen" ist dieses Einhängen mit nur einer Hand auch für kleine Hände einfach.


Hängt die Hilfsschlinge in der Zwischensicherung, kann sich das Kind als nächstes entspannt in die Bandschlinge setzen. Ab sofort hat es zwei Hände frei und kann jetzt problemlos:

♦   die erforderliche Menge Seil hochziehen
♦   das Seil in die Zwischensicherung einhängen
♦   die Hilfsschlinge wieder aushängen
♦   zur nächsten Zwischensicherung weiterklettern
♦   und so weiter...


          und das ist auch schön...


so gehts... Über das wesentlich vereinfachte Seileinhängen hinaus bietet die vorgestellte Methode einen zweiten Vorteil:

beim normalen Clippen sind immer mehr als ein Meter Seil oberhalb der letzten Zwischensicherung ausge­geben. Stürzt der Kletterer in diesem Moment, so wird er - erwachsen oder Kind - in jedem Fall mehr als zwei Meter frei abstürzen, bis das Abfangen durch das Seil überhaupt erst einsetzt.

Hier ist es anders: "an einer Zwischensicherung ange­kommen" ist das Kind in der Regel 40...50 cm über dem letzten Sicherungspunkt. Die Verwendung der Hilfs­schlinge reduziert als Nebeneffekt die Weiten denkbarer "worst-case-Stürze" drastisch.

Eine weitere Vereinfachung: vor dem Losklettern kann eine erwachsene Begleitperson kurz hochsteigen und das Seil in die erste Sicherung einhängen.

Diese Methode des Seileinhängens mit Hilfsschlinge stellt für Kinder einen "soft-Einstieg" in das Vorstiegs­klettern dar.

links: und so sieht das aus...









          Vorsicht: das ist zu beachten...


Im Eifer des Gefechts kommt es bei Kindern wirklich häufig vor, daß das "Ankommen an der nächsten Zwischen­sicherung" übersehen und die Sicherung einfach ausgelassen wird.

Nein! Der Sicherungspartner sollte eine erwachsene Begleitperson sein und muß diesen Teil der Aufmerksamkeit übernehmen und ggf. rechtzeitig das Seileinhängen einfordern.

Die Entwicklungsstufe "Vorstiegsklettern" anzugehen ist erst dann sinnvoll, wenn das jeweilige Kindern im Top-Rope bereits eine respektable Bewegungsroutine erworben und bewiesen hat.

Ein letztes Detail: die gerade bei sehr kleinen Kindern weitverbreiteten Komplettgurte sind aufgrund ihres hohen Anseilpunktes in Brusthöhe sowohl für Vorstiegsklettern, als auch zur Verwendung der Hilfsschlinge sehr, sehr suboptimal. Nur ein normaler Hüftgurt ist das geeignete Material. Kinder, die sooo klein sind, daß ein Hüftgurt noch zu gefährlich ist, können sinnigerweise deshalb nicht vorsteigen.