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Der Wert des Alpinismus liegt im Erleben der Natur dort, wo sie sich aus Fels und Eis ihr großes Symbol schuf: den Berg. Der Kämpfer findet in der Vielheit der Berggefahren den Sieg. Der Betrachter die Harmonie der Formen und Farben. Der Müde die verklärte Ruhe. So sei dieses Buch ein Ruf für die Berge.

aus: Luis Trenker, "Meine Berge"


Für alle Herzensschäden, für Stadtfieber und jederlei andere Zwietracht in der eigenen Brust gibt es kein besseres Rezept als dieses: fort in die Einsamkeit, fort ins Gebirge, hinauf in ein stilles Tal.

aus: Walter Pause, "Segen der Berge"


Trotzdem bin ich bei meinem Umweg über die Berge viel weiter gekommen, als wenn ich den flachen Pfaden gefolgt wäre. Es ist egal, welchen Berg man besteigt, oben wird man immer weiter sehen.

aus: Reinhard Karl, "Erlebnis Berg, Zeit zum Atmen"


Du sollst dir Zeit lassen und nicht mit dem Minutenzeiger um die Wette laufen. Du sollst die Berge nicht durch Rekordsucht entweihen, Du sollst ihre Seele suchen.

aus: Luis Trenker, "Meine Berge"

Irgendwann war mir klar geworden, was Franz mit seinem Buchtitel 'Bergsteiger ohne Maske' sagen wollte. Daß die Menschen nach einem langen Marsch, nach einer schweren Tour, bei einem Glas Wein oder einer Flasche Bier plötzlich unverfälscht vor einem stehen. Daß, wenn jemand seinen Alltag vergißt, seine Sorgen für kurze Zeit in einer Wand zurückbleiben, daß dann sein wahres Inneres zum Vorschein kommt.

aus: Charly Wehrle, "Bergsteiger ohne Maske"



Jahreswechsel 2012/2013

In der weißen Wüste Ägyptens

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Bilder einer wenig-Kletterreise in die ägyptische Sahara



Die Zeit zwischen den Jahren verbrachten Agathe und ich in Ägypten, im Nationalpark "Weiße Wüste" um genau zu sein. Am zweiten Weihnachtsfeiertag stiegen wir in den Flieger nach Kairo, wo unser Reiseleiter mit dem hier ungewohnten Namen "Islam" am Flughafen bereits wartete.

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Am nächsten Morgen ging es um halb acht los. DIE Pyramiden und DIE Sphinx lagen quasi direkt am Weg und so war es natürlich Pflicht, hier einen Stop einzulegen. Soviel Kultur mußte einfach sein...

Nun ging es aber endgültig los: wir fuhren rund 550 km auf der Wüstenstraße nach Luxor immer geradeaus in Richtung Südwest. Gut eine Stunde nach Sonnenuntergang erreichten wir den "Aqabat", einen felsigen Höhenzug am Rand der weißen Wüste. Von der Straße aus gingen wir noch etwa eine halbe Stunde zu den Zelten, die zum Glück bereits aufgebaut waren.

Der erste "richtige" Tag in der Wüste sah die längste Etappe vor - aber mit gerade einmal sechs Stunden Gehzeit trotzdem recht ge­mütlich. Immer wieder eindrucksvoll: die scheinbar unbe­grenzten Panoramablicke...


Gegen Mittag erreichten wir "En Kadra", eine Quelle inmitten der Wüste. Unser Begleitteam wartete dort bereits mit einem Mittag­essen inmitten eines kühlen Palmenhains auf uns...

Kurz nach Aufbruch vom Mittagslager erreichten wir den markantesten Bereich der weißen Wüste. Kamen wir zuvor eher vereinzelt an weißen Kreideformationen vorbei, so bestand dieses Gelände jetzt ausschließlich aus schneeweißen Kreidefelsen.

Das zuvor großzügige Panorama wurde kleinräumiger, der Sand seltener und oftmals hatte man den Eindruck, sich in Schnee- und Gletscherbergen zu bewegen.

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Mitunter war der Sand am Boden vollständig verweht und weiße Kreideplatten traten zutage. Man ging dann wie über ein versteinertes Meer mit Wellen und Brechern...

Nicht immer mußte man laufen: zwei Kamele begleiteten uns und wer nicht laufen wollte, oder wer - Erkältung oder Verdauung sei Dank - nicht recht konnte, ließ sich eine Weile tragen.

Ramadan, unser Kamelführer mit seinen zwei (oder soll man sagen: vier?) Medl's legte immer ein strammes Tempo vor, was für die fotographierende Fraktion mitunter in respektablen Spurtstreß umschlug...

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Wie eine fliegende Säge arbeiten Sand und Wind an den Felsbrocken ringsum. Immer wieder traf man auf "unmögliche" Gebilde, die gegen die Windrichtung zu wachsen schienen.

Der Teil der Wüste, den wir mit dem zweiten Lagerabend erreichten, ist der vielleicht bekannteste Teil der weißen Wüste.

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Bekannt, weil hier eine bizarre Figur an der anderen steht - soweit das Auge reicht. Gebilde, zumeist vier bis acht Meter hoch und vom Sand in teilweise aberwitzige Form gebracht: Gesichter, Tiere, Fabelgestalten.

Wir verbrachten den folgenden Tag damit, in dieser Vielfalt unglaublicher Gestalten herumzuziehen, zu schauen und natürlich auch zu fotographieren.


Die oben schon erwähnten Panoramablicke wurden noch einmal getopt - zumindest einmal täglich für eine kurze Zeit: nach Sonnenuntergang erschienen die Felsformationen in unglaublichem, und ich würde auch sagen "unfotografierbaren" Licht. Die folgenden Bilder geben vielleicht eine Ahnung davon...

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oben: die Felslandschaft um "El Babain"
links: Abendstimmung


Hatten wir die letzten Tage überwiegend "kleine Felsen" gesehen, so steigerte sich das am letzten Tag in der Wüste: kurz vor Ankunft in Camp 5 trifft man auf die beeindruckenden Felsmassive um El Babain ("die zwei Tore").


Und jetzt endlich zum Wichtigsten: die Felsformationen fordern ja geradezu lauthals schreiend zum Klettern auf! Und zufälligerweise hatte ich ja auch meine Kletterschuhe dabei. Aber: das Gebiet iss nix für Leistenreißer! Wie schon gesagt: das Gestein besteht aus

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reiner Kreide. Selbst ein Griff, der in gewöhnlichem Fels Bier­henkelqualität aufweist, ist hier mit äußerster Vorsicht zu greifen. Auch richtig fette Schwarten wollen vor Belastung mißtrauisch abgeklopft werden. Eine Demo...

Dabei war dieses Stück noch ein vergleichsweise harter Brocken! An manchen Formationen ist der Fels sooo weich, daß bereits die bloße Berührung zur Zerstörung führt. Rühr' mich ja nicht an! Die Mitnahme eines Magnesiabeutels ist dafür allerdings nicht erforderlich. Das Gestein besteht aus reiner Kreide...

An den Massiven von El Babain wartete dann noch eine Herausforderung...

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Der Weg 550 km zurück nach Kairo führte an der Oase "Baharya" vorbei. Nicht sieben Palmen und eine Quelle ist hier zu finden - sondern ein richtiger Ort mit vielleicht 20.000 Bewohnern. Ein Großteil des Begleitteams wohnt hier, oder auch Ramadan, unser Kamelführer.

Vor etlichen Jahren wurden hier Gräberfelder mit Tausenden von Mumien entdeckt. Einige der "Goldmumien von Baharya" sind in einem wirklich sehr kleinen Museum zu besichtigen und schwupp - wurde hier ein Stop eingelegt und wir bekamen Goldmumien und auch zwei Gräber zu sehen. Islam, unser Reiseführer ist studierter Ägyptologe, und er war sehr zufrieden mit uns :-))

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Auf diese Weise kamen wir am Ende der Reise zu einem Ab­schlußquantum Kultur. Der Bus brachte uns zurück nach Kairo. Eine letzte Übernachtung, dann ging der Flieger heim nach München...

Was wäre freilich eine Reise in den Orient ohne einen orienta­lischen Bazar: eine halbe Sache! Also noch ein paar Bilder aus Kairo's Basaren.

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Am nächsten Morgen waren noch ein, zwei Stunden Zeit, um ein paar Straßenzüge bei Tag zu betrachten, über die Nilbrücke zu spazieren und sich ein letztes Mal von der Freundlichkeit und der Geschäftstüchtigkeit der Ägypter zu überzeugen.

Zuletzt kam dann doch noch so etwas wie Unruhe auf, denn für den heutigen Tag waren wieder große Demonstrationen in Kairo angesagt. Und zum Flughafen mußten wir direkt an diesen vorbei. Noch dazu durch einen Straßenverkehr, der unter schon normalen Bedingungen für hiesige Begriffe unvorstellbar ist. Aber das wäre wieder eine ganz eigene Geschichte :-))



Grüße, Hans








(*) seit dem "arabischen Frühling" ist der Tourismus im Premium-Reiseland Ägypten massiv eingebrochen. Nicht nur unserem Reiseleiter Islam Mahran war es ein Anliegen, wieder zuhause angekommen doch zu verbreiten, daß Befürchtungen in Sachen Sicherheit unbegründet sind. Eine Bitte, der wir angesichts der erlebnisreichen Zeit gerne nachkommen. Islam arbeitet für hiesige Tourismusagenturen, aber er organisiert oder leitet auch nach individuellen Vorstellungen geplante Touren, egal ob Schwerpunkt Kultur, Natur oder gemischt. Wer so etwas sucht kann sich z.B. direkt per     an Islam wenden. Soviel Werbung darf schon sein...