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Der Wert des Alpinismus liegt im Erleben der Natur dort, wo sie sich aus Fels und Eis ihr großes Symbol schuf: den Berg. Der Kämpfer findet in der Vielheit der Berggefahren den Sieg. Der Betrachter die Harmonie der Formen und Farben. Der Müde die verklärte Ruhe. So sei dieses Buch ein Ruf für die Berge.

aus: Luis Trenker, "Meine Berge"


Für alle Herzensschäden, für Stadtfieber und jederlei andere Zwietracht in der eigenen Brust gibt es kein besseres Rezept als dieses: fort in die Einsamkeit, fort ins Gebirge, hinauf in ein stilles Tal.

aus: Walter Pause, "Segen der Berge"


Trotzdem bin ich bei meinem Umweg über die Berge viel weiter gekommen, als wenn ich den flachen Pfaden gefolgt wäre. Es ist egal, welchen Berg man besteigt, oben wird man immer weiter sehen.

aus: Reinhard Karl, "Erlebnis Berg, Zeit zum Atmen"


Du sollst dir Zeit lassen und nicht mit dem Minutenzeiger um die Wette laufen. Du sollst die Berge nicht durch Rekordsucht entweihen, Du sollst ihre Seele suchen.

aus: Luis Trenker, "Meine Berge"

Irgendwann war mir klar geworden, was Franz mit seinem Buchtitel 'Bergsteiger ohne Maske' sagen wollte. Daß die Menschen nach einem langen Marsch, nach einer schweren Tour, bei einem Glas Wein oder einer Flasche Bier plötzlich unverfälscht vor einem stehen. Daß, wenn jemand seinen Alltag vergißt, seine Sorgen für kurze Zeit in einer Wand zurückbleiben, daß dann sein wahres Inneres zum Vorschein kommt.

aus: Charly Wehrle, "Bergsteiger ohne Maske"



Qualität und Quantität der Absicherung unserer Routen

Sicherheit des Hakenmaterials

In Routen, die ich federführend einrichte, setze ich ausschließlich 10mm Edelstahl-Bohrhaken (Expressanker, A2 oder A4-Stahl) mit mindestens 75mm Länge. Im "Peißenberger Alpinklettergarten" und seinem überwiegend leichteren Gelände wurden ausschließlich 90mm lange Haken verwendet.

Am Stand verwende ich zudem mindestens einen Anker mit 90mm Länge.

Um ganz korrekt zu sein: 2018 ist meine bisherige Bezugsquelle versiegt. Jetzt kommen Haken mit "nur" 86mm Länge zum Einsatz, nun ausschließlich A4-Qualität. Standplätze bestehen seither aus zwei solcher Haken.

Die Empfehlung des DAV's, in Kalkgestein eine Mindestlänge von 70mm einzuhalten, ist damit in jedem Fall (über-) erfüllt.

Vielleicht wundert sich mancher ein wenig über diese Millimeter-Feilscherei. Mit der es folgende Bewandnis hat:

Auch viele viele Jahre nach Herausgabe der "Bohrhakenbroschüre" des DAV's wurden im Fachhandel Expressbohrhaken mit 55mm Länge angeboten, darunter auch von namhaften Firmen wie z.B. Petzl.

Bei diesem Hakentyp ist es so: sie "haften" nicht über die volle Länge, vielmehr halten sie nur in einer schmalen, ringförmigen Zone im Felsinneren, in der sich ein "Sprengring" gegen den Fels verkeilt. Es gibt eine simple Faustregel, wo dieser Bereich sitzt:


      Der Haken verkeilt sich in einer Tiefe von Hakenlänge minus 25mm gegen den Fels


Im letzten Beispiel sind das gerade einmal 3cm: wenn bei extremer Sturzbelastung eine Kraft bis 2t auftritt, so genügt ein Felsausbruch von der Größe eines halbierten Hühnerei's zum Totalversagen. Andersherum formuliert: die Felsqualität muß so hervorragend sein, daß ein Hühnerei aus Stein einer Kraft von zwei Tonnen standhält.

Bei einer Hakenlänge von 65mm sprechen wir bereits über Faustgröße, bei 75mm brauchen wir, landläufig gesprochen bereits Abortdeckelpratzen und bei 90mm auch noch deren zwei...

Das also ist der Millimeter Kern :-))

Das Anbringen rostfreier Bohrhaken ergibt nach heutigem Kenntnisstand die zuverlässigsten Sicherungspunkte. Dennoch sind Fälle bekannt, in denen sie versagen, beispielsweise verursacht durch unterschiedlichste Ausprägungen von Materialversagen inklusive Fehler im Felsinneren, die von außen nur bedingt erkennbar sind.

Nicht zuletzt möchte ich darauf hinweisen, daß die Haken im Vorstieg aus der Kletterstellung heraus gesetzt werden, kommt schon vor, daß es da pressiert. Ein Quantum Mißtrauen ist in jedem Fall sachlich angebracht und definitiv ein positiver Beitrag zur eigenen Lebenserwartung.

In Touren, bei denen Abstieg durch Abseilen über die Kletterroute vorgesehen ist, wurden die Standhaken mit einer Seilverbindung versehen. Sofern nicht anders angegeben, ist diese seit dem Einrichttag dort und Wind, Wetter, Steinschlag oder sonstigen Einwirkungen ausgesetzt.

Die Verbindung dient nur der Redundanz beim Abseilen. Zur Sicherung beim Klettern ist es ratsam, die Haken ggf. ein zweites Mal, z.B. in Reihenschaltung zu verbinden.

Für die Position der Haken gilt die oberste Regel: "im besten Fels weit und breit". Im Prinzip kann daher z.B. die beste Erreichbarkeit beim Klettern auf Prio 2 zurückfallen.

Beim Anbringen der Standhaken wurde einer persönlichen Vorliebe der Vorzug gegeben: wenn die vorige Regel es erlaubt, sitzen die Haken so, daß "Körpersicherung am Stand" die optimale Methode darstellt. Weil dann die Haken sehr hoch sitzen wurde ich schon gefragt, ob ich die Graspolster schonen wolle. Nein, das ist nicht so :-))

Ob eine Tour schlecht, mittel, gut oder völlig übertrieben abgesichert ist, über diese Frage kann man lange diskutieren - am besten aus subjektiven Standpunkten und sturen Blickwinkeln heraus.

Der bessere Weg in meinen Augen ist: präzise Routenbeschreibungen anfertigen und diese im Gegenzug genau lesen. Als Lesehilfe biete ich ergänzend folgende Formeln:


(★) lese die Kletterstrecke der jeweiligen Seillänge und dividiere diese Zahl dann durch die um eins erhöhte Anzahl der angegebenen Zwischensicherungen. Jetzt kennst du den typischen Abstand der Sicherungspunkte.

(★) subtrahiere von dieser Strecke zwei Meter und du erhältst den Weg, den du im angegebenen Schwierigkeitsgrad außer Reichwei­te von irgendwelchen Haken in jedem Fall frei klettern mußt.

(★) multipliziere den typischen Hakenabstand mit zwei und du erhältst die Sturzhöhe, mit der in der Route zu rechnen ist.


Jetzt hast du objektive Maßangaben, die du gerne subjektiv für dich eingruppieren kannst.